Deutlich mehr Firmenpleiten - DIHK erwartet weiteren Anstieg

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Berlin (Reuters) - Schwache Konjunktur, höhere Zinskosten und teure Energie sorgen für mehr Firmenpleiten in Deutschland.

Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen stieg im April um 28,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch nach vorläufigen Angaben mitteilte. Im März war der Anstieg mit 12,3 Prozent weniger als halb so stark ausgefallen. "Seit Juni 2023 sind damit durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten", so die Statistiker. Über einen längeren Zeitraum betrachtet lägen die Regelinsolvenzen jedoch in etwa auf dem Vor-Corona-Niveau von Mai 2019 bis April 2020.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht noch keine Wende zum Besseren, sondern rechnet mit weiter steigenden Zahlen. "Sinkende Inflationszahlen und eine stabile Weltwirtschaft geben der Konjunktur hierzulande leider noch keinen Auftrieb", sagte DIHK-Mittelstandsexperte Marc Evers. "Strukturelle Probleme wie Fachkräftemangel, weiter hohe Zinsen und im internationalen Vergleich hohe Energiekosten schlagen sich unverändert nieder." Um den Negativtrend zu stoppen, bräuchten die Unternehmen weniger Bürokratie, schnellere Verfahren und besseren Zugang zu internationalen Märkten.

Die Regelverfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein, der tatsächliche Zeitpunkt des Antrags liegt oft etwa drei Monate davor. Die Statistik bildet nur Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen, nicht jedoch solche aus anderen Gründen oder vor Eintritt akuter Zahlungsschwierigkeiten.

Im Februar meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 1785 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 31,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und 16,7 Prozent mehr als im Februar 2020, dem Vergleichsmonat vor dem von Sonderregelungen geprägten Zeitraum der Corona-Krise. Die Forderungen der Gläubiger bezifferten die Amtsgerichte auf rund 4,1 Milliarden Euro, nachdem es im Februar noch rund 3,2 Milliarden Euro waren.

Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im Februar in Deutschland insgesamt 5,2 Insolvenzen. Die meisten entfielen auf den Bereich Verkehr und Lagerei mit 9,0 Fällen. Danach folgten das Verarbeitende Gewerbe sowie das Baugewerbe mit jeweils 8,0 Fällen und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleister - etwa Zeitarbeitsfirmen - mit 7,4 Fällen.

Gemeldet wurden zudem 5795 Verbraucherinsolvenzen im Februar. Damit stieg die Zahl um 12,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz und Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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