China-Fan Brudermüller führt Mercedes-Aufsichtsrat

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- von Ilona Wissenbach

Frankfurt (Reuters) - Der kürzlich von der Spitze des Chemieriesen BASF abgetretene Martin Brudermüller führt künftig den Aufsichtsrat des Autobauers Mercedes-Benz.

"Ich übernehme als Aufsichtsratsvorsitzender in einer Zeit des fundamentalen Wandels in der Automobilindustrie", erklärte Brudermüller nach seiner Wahl im Anschluss an die Hauptversammlung des Dax-Konzerns am Mittwoch. "Ich bin von Natur aus Optimist und ich glaube an die Möglichkeiten und Fähigkeiten, die in diesem Unternehmen und seiner Belegschaft stecken."

Brudermüller übernimmt den Posten des Chefkontrolleurs vom Autoveteran Bernd Pischetsrieder (76). Der einstige Vorstandschef von BMW und Volkswagen habe seine Karriere mit den Verdiensten für die Marke mit dem Stern gekrönt, erklärte Mercedes-Chef Ola Källenius. Er überlasse seinem Nachfolger ein Unternehmen, das bestens für die Zukunft aufgestellt sei.

Der 63-jährige Brudermüller ist zwar durch und durch Chemiker und kein Elektro- oder Maschinenbau-Ingenieur wie die meisten Führungskräfte des Automobilbaus. Als langjähriger Chef von BASF, dem führenden Hersteller von Chemikalien, Kunststoffen, Lacken und Katalysatoren für die Autoindustrie, kennt er diese Branche und ihre Herausforderungen aber trotzdem gut. Brudermüller war seit 2018 Vorstandschef von BASF. Der promovierte Chemiker, ein gebürtiger Stuttgarter, arbeitete 36 Jahre für den weltgrößten Chemiekonzern, wo er seine Laufbahn einst im Ammoniaklabor begann.

Der Innovationstreiber setzte früh auf das Geschäft mit Kathodenmaterial für Elektroauto-Batterien, ein strategisch wichtiges Thema für Autobauer. In seine Zeit als Vorstandschef fielen mit der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg und der damit einhergehenden Explosion der Energiepreise Krisen über Krisen. Schmerzhafte Einschnitte beim Personal gehörten dabei auch zum Krisenmanagement.

Als Unternehmenslenker mit klarer Haltung bezog Brudermüller in der Diskussion über riskante Abhängigkeiten von China Position und verteidigte das Engagement von BASF und deutscher Unternehmen auf dem wichtigen Wachstumsmarkt. Er kennt das Reich der Mitte aus der Nähe, war er doch einige Jahre im Vorstand für das Asien-Pazifik-Geschäft mit Sitz in Hongkong verantwortlich. Brudermüller tat sich öffentlich außerdem als Verfechter ambitionierter Ziele zur CO2-Reduktion hervor. Damit kann er Mercedes-Benz mit Konzernchef Källenius weiter auf dem Weg zur CO2-Neutralität bis 2039 führen, der zurzeit wegen schwächelnder Nachfrage nach Elektroautos beschwerlich wird.

(Mitarbeit: Ludwig Burger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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